Die Natur zieht mich immer wieder zu sich – allein oder mit meiner Hündin. Was ich hier teile, sind keine bloßen Eindrücke, sondern Begegnungen – Momente, in denen die Welt mich berührt. Es geht um das Spüren, das Eintauchen jenseits der Oberfläche. Und davon werde ich euch erzählen – von dem, was die lebendige Natur mir zeigt, was ich erlebe, und was ich fühle.
Als ich auf die Insel Koh Phangan kam, glaubte ich, die Natur bereits zu kennen, mich für sie begeistern zu können. Doch wenn du aus der Enge einer Großstadt auf eine Insel trittst, die vom Wasser umschrieben ist, geschieht etwas Anderes. Es ist, als würdest du aufhören, festen Boden zu spüren, als ob das Land selbst zu schweben beginnt.
Die Grenzen, die du kanntest – Asphalt, Mauern, die Ecken und Kanten des Alltags, lösen sich auf. Du wirst weich in deinem Denken, durchlässig, wie die Insel selbst. Als ich den Strand entlanglief, spürte ich unter meinen Füßen die Unebenheit der Muscheln und Steine. Ein kantiges, lebendiges Gefühl, das mich erdete, während meine Augen vom zarten Glitzern der fein geschliffenen Kanten angezogen wurden. Im Sonnenlicht spiegelten sie die Farben wider, ein Mosaik aus Pastelltönen und leuchtenden Nuancen – ein Meer aus Farben. Das Wasser strömte in sanften Wellen an meine Füße, bedeckte sie kurz, als ob es mich für einen Moment einladen wollte, ein Teil davon zu werden, bevor es sich wieder zurückzog, dem tiefen Atem des Meeres folgend. Jede Bewegung, ein Kommen und Gehen, ein Rauschen, das nicht nur gehört, sondern gespürt wird.
Langsam gehe ich auf das Meer zu, spüre, wie der Sand unter meinen Füßen weicher wird, sich nachgibt, während das Wasser mich empfängt – zuerst die Knöchel, dann die Beine, bis ich schließlich eintauche. Jeder Schritt tiefer in das Wasser, umhüllt mich mit einer Leichtigkeit, die fast unwirklich scheint, als wäre es nicht ganz da, und doch ist es alles, was mich trägt. Zart und schmeichelnd legt es sich um meinen Körper, als ob es mich schon immer gekannt hätte. Die Oberfläche ist spiegelglatt, ruhig, ein weiches Schweigen, das mich einlädt, still zu werden. Das Wasser reicht bis zur Brust, meine Arme schwebend, frei, wie schwerelos, während meine Füße noch die Erde berühren. Der Kontakt ist da, ein leiser Anker, und doch fühle ich mich, als würde ich bereits schweben, zwischen Erde und Wasser, zwischen dem Greifbaren und dem, was sich nicht festhalten lässt.
Wasser ist ein Hüter von Erinnerungen. Es trägt sie lautlos in sich – unsichtbar, doch spürbar. Jede Welle, jeder Tropfen erzählt von Orten, die wir nie gesehen haben, von Geschichten, die niemand ausgesprochen hat. Flüsse fließen ins Meer, bringen Botschaften aus fernen Ländern, während der Regen herabfällt, getränkt mit den Erinnerungen der Wolken, die ihn getragen haben. Das Meer, unermüdlich in Bewegung, hält diese Geschichten nicht fest, es teilt sie, gibt sie weiter, lässt sie frei. Wasser kennt keine Grenzen, keine festen Formen. Es ist formlos, und doch bewahrt es alles, was es berührt. Seine Tiefe ist ein Archiv der Zeit, das die Anfänge der Erde, den ersten Atemzug des Lebens und jedes Wesen, das je seine Oberfläche durchbrach, in sich trägt. Vielleicht zeigt uns das Meer, dass Erinnerungen nicht statisch sind. Sie sind wie Wasser: fließend, wandelbar, unendlich verbunden.
Ich lehne mich langsam zurück, lasse das Wasser mein Gewicht tragen. Es ist seltsam vertraut, mich in die Umarmung des Salzes fallen zu lassen, das mich hält, ohne etwas zu verlangen. Meine Arme öffnen sich, meine Beine lösen sich von der Erde, und plötzlich scheint alles zu verschwinden – mein Körper, die Schwerkraft, sogar die Zeit.
Das Salz trägt mich, als wäre es genau dafür gemacht. Mein Körper erinnert sich, wie einfach es ist, zu schweben. Ich liege auf der Oberfläche, aber ich bin kein Fremdkörper. Das Wasser nimmt mich auf, als wäre ich schon immer ein Teil davon gewesen – ein Fragment seiner Struktur, seiner Geschichte, seiner Erinnerung. Vielleicht war ich das wirklich immer.
Während ich schwebe, fühle ich, wie mein Atem mit dem Rauschen des Wassers verschmilzt.
Und in diesem Schweben, in diesem Moment, bin ich frei.